Franziska Hildebrand

Franziska Hildebrand lebte viele Jahre in Köthen (Anhalt) und wurde von ihrem Vater Wolfgang Hildebrand trainiert. Als Sommerbiathletin startete sie für die Privilegierte Schützengilde zu Cöthen von 1443, im Winter für den WSV Clausthal-Zellerfeld. Seit 2007 studiert sie Internationales Management an der Hochschule Ansbach. Ihre Zwillingsschwester Stefanie Hildebrand war bis zur Saison 2012/13 ebenfalls Biathletin.

Als Sommerbiathletin nahm Hildebrand erstmals 2002 in Jablonec im Staffelrennen der Junioren-Weltmeisterschaften teil und wurde mit ihr Siebte. Im Jahr darauf verpasste sie in Forni Avoltri mit der Staffel als Viertplatzierte die erste Medaille. Im Sprint lief sie auf Platz 22, in der Verfolgung wurde sie 14. und Achte des Massenstarts. Bei ihrer dritten Junioren-WM 2004 in Osrblie wurde sie Sechste mit der Staffel, Vierte im Sprintrennen, Neunte der Verfolgung und 13. im Massenstartrennen. Im selben Jahr nahm sie an der Junioren-EM in Clausthal-Zellerfeld teil und konnte hier den Titel erringen. Im Verfolgungsrennen gewann sie die Silbermedaille. Erstes Großereignis bei den Frauen wurden die Sommerbiathlon-Europameisterschaften 2009 in Nové Město. Im Sprint erreichte sie den achten Rang, im Massenstart wurde sie Elfte und gemeinsam mit Robert Janikulla, Wolfgang Kinzner und ihrer Schwester Fünfte im Mixed-Staffel-Wettbewerb.

Im Winter gab Hildebrand ihr internationales Debüt zu Beginn der Junioren-Europacup-Saison 2005/06. Beste Resultate wurden ein Sieg im Sprint von Altenberg im Jahr 2006 sowie der Gewinn des Einzels in Obertilliach 2007. 2006 startete sie in Presque Isle bei ihrer ersten Junioren-WM. Im Einzel wurde sie nach dem Rennen disqualifiziert, im Sprint lief Hildebrand auf Platz zehn und verbesserte sich im Verfolgungsrennen auf Platz sieben. Ein Jahr später wurde in Martell ein sechster Rang bestes Ergebnis in einem Einzelrennen. Im Sprint lief sie auf Platz 22, in der Verfolgung verbesserte sie sich erneut, diesmal um acht Ränge auf Platz 14. Im Staffelwettbewerb gewann sie mit Juliane Döll und Carolin Hennecke den Titel. Diesen Titelgewinn wiederholte Hildebrand bei der Junioren-WM 2008 in Ruhpolding an der Seite von Susann König und Miriam Gössner. In den Einzelrennen erreichte sie kein Top-Ten-Ergebnis, und belegte Platz elf im Einzel, 19 im Sprint und 17 in der Verfolgung. 2008 debütierte Hildebrand im Biathlon-Europacup. In Cesana San Sicario gewann sie als 25. des Sprints und 14. des Einzels sogleich erste Punkte. Ihre erste Medaille im Erwachsenenbereich gewann Franziska Hildebrand bei den Biathlon-Europameisterschaften 2010 in Otepää, als sie im Einzel Platz 3 belegte. Einen Tag darauf gewann sie mit ihrer Schwester Stefanie, Juliane Döll und Kathrin Hitzer in der Staffel Gold. In der Saison 2010/2011 wurde sie Gesamtsiegerin im IBU-Cup und lag zudem in der Einzel- und Verfolgungswertung vorne.

Aufgrund des Gesamtsieges im IBU-Cup 2010/11 sowie der guten Ergebnisse bei der deutschen Meisterschaft im Herbst 2011, bekam Franziska Hildebrand zusammen mit Nadine Horchler und Carolin Hennecke die Möglichkeit, sich für die Weltcupmannschaft zu empfehlen. Franziska Hildebrand wurde im schwedischen Östersund erstmals eingesetzt und belegte einen sensationellen sechsten Platz im Einzel, dem viele weitere gute Platzierungen in den Punkterängen folgten. Aufgrund ihrer Leistungen wurde sie für die Staffel in Hochfilzen nominiert, die allerdings nur den sechsten Rang erreichte. Mit Platzierungen überwiegend in den Punkterängen und einem weiteren Top-10-Ergebnis sicherte sie sich einen festen Startplatz im Team für den Rest der Saison, die sie mit einem 15. Gesamtrang in der Einzelwertung und einem 23. Rang im Gesamtweltcup beendete. Grundlage für ihre guten Ergebnisse ist vor allem ihre Schießleistung, die mit durchschnittlich 88 % Trefferquote beständig auf einem hohen Niveau liegt.

Obwohl mit dem Rücktritt von Magdalena Neuner ein Startplatz in der deutschen Mannschaft frei wurde, musste sich Franziska Hildebrand zum Anfang der neuen Saison 2012/13 erneut für ihren Einsatz im Weltcup empfehlen. Nach einem durchwachsenen Start in die Saison wurde ihr Platz im Team für die zweite Weltcupwoche in Hochfilzen an Carolin Hennecke und Juliane Döll vergeben. In Pokljuka wurde sie von den Trainern wieder eingesetzt und mit einem guten 13. Platz im Sprint erreichte sie die Qualifikationsvorgaben des DSV für die Teilnahme an den Weltmeisterschaften. Die Verfolgung konnte sie wegen eines Skibruchs nicht beenden und verfehlte damit auch die Qualifikation für den Massenstart in Pokljuka. Vor heimischen Publikum in Oberhof konnte sie mit der deutschen Staffel mit Tina Bachmann, Miriam Gössner und Nadine Horchler mit einem dritten Platz ihren ersten Podestplatz im Weltcup feiern. In Antholzgewann sie gemeinsam mit Gössner, Horchler und Andrea Henkel den Staffelwettkampf im Weltcup.

Die Biathlon-Weltmeisterschaften 2013 in Nové Město na Moravě begannen für Hildebrand mit einer guten Platzierung als 13. des Sprintrennens, womit sie zweitbeste Deutsche wurde. Im Verfolgungsrennen verlor sie vier Ränge, war aber erneut zweitbeste deutsche Biathletin. Das Einzelrennen beendete sie mit fünf Schießfehlern Rang 51, im Staffelrennen erreichte sie gemeinsam mit Miriam Gössner, Laura Dahlmeier und Andrea Henkel Rang fünf.

Nach dem Ende der Saison 2012/13 wurde Hildebrand aufgrund mittelmäßiger Ergebnisse, insbesondere bei den Laufzeiten, nicht mehr für die kommende Saison berücksichtigt. Sie liess sich dadurch jedoch nicht entmutigen, sondern stellte gemeinsam mit ihren damaligen Trainern Ricco Groß und Rüdiger („Rudi“) Schöllmann einen neuen Trainingsplan auf und arbeitete den Sommer über akribisch an ihrem Laufstil. Aufgrund guter Leistungen bei der Sommerleistungskontrolle und den Deutschen Meisterschaften gehörte sie zum Saisonauftakt im schwedischen Östersund wieder zur deutschen Nationalmannschaft. Im Verlauf der Saison 2013/14 qualifizierte sie sich mit einem sechsten Platz in AnnecyLe Grand-Bornand für die Olympischen Winterspieleim russischen Sotschi. Insgesamt erreichte sie im Weltcup vier Top10-Platzierungen und verfehlte mit einem vierten Rang im Sprint von Ruhpolding knapp die erste Podiumsplatzierung ihrer Karriere. In Hochfilzen erreichte sie im Staffelwettkampf gemeinsam mit Franziska Preuß, Andrea Henkel und Laura Dahlmeierden zweiten Platz in. In gleicher Besetzung gewann die deutsche Mannschaft das Staffelrennen in Annecy-Le Grand-Bornand und mit der Besetzung Preuß, Dahlmeier, Sachenbacher-Stehle, Hildebrand das Rennen in Ruhpolding. Aufgrund dieser Ergebnisse gewann die deutsche Mannschaft den Staffelweltcup dieses Jahres und ging mit Startnummer eins in das Staffelrennen bei den Olympischen Spielen. Nach einem Sturz von Franziska Preuß während der ersten Runde konnte die Mannschaft den Rückstand nicht mehr wettmachen und beendete das Rennen auf dem elften Platz. Franziska Hildebrand wurde im Einzelwettkampf und im Massenstart eingesetzt und erreichte nur die Ränge 38 bzw. 28.

 Nach dem Rücktritt von Uwe Müßiggang als Bundestrainer und der Versetzung von Ricco Groß als Trainer der IBU-Cup-Mannschaft setzte Hildebrand durch, dass sie – anders als der Rest der Nationalmannschaft – weiterhin mit Ricco Groß und Rudi Schöllmann zusammenarbeiten darf. Für den Weltcup 2014/15 wurde Hildebrand schon früh im Sommer 2014 nominiert. Sie rechtfertigte diese Nominierung mit fünf Top-10-Ergebnissen in den ersten fünf Einzelrennen. Damit übertraf sie schon nach der zweiten Weltcupstation die Anzahl der Top-10-Resultate der Vorsaison. Grundlage für diese Erfolge war unter anderem ihre Laufform, die sich im Vergleich zur Vorsaison erneut gesteigert hatte. In der Staffel von Hochfilzen siegte sie als Läuferin an der zweiten Position startend in der jüngsten gesamtdeutschen Biathlon-Frauenstaffel bis dahin.[1] An diesen Erfolg konnte sie in Nové Město anknüpfen und erreichte mit dem zweiten Platz im Sprintrennen ihre erste Podiumsplatzierung in einem Einzelrennen. Sie musste sich einzig ihrer Mannschaftskollegin Laura Dahlmeier bei deren ersten Weltcupsieg um eine Sekunde geschlagen geben; es war zugleich der erste deutsche Doppelsieg seit 2011. Diese gute Ausgangsposition konnte sie jedoch im Verfolgungsrennen am folgenden Tag nicht nutzen. Sie schoss beim letzten Anschlag auf die falschen Scheiben (Crossfire) und erhielt wegen nicht gelaufener Strafrunden eine Zeitstrafe von sechs Minuten.

Bei den Weltmeisterschaften 2015 wurde sie mit Ausnahme der Mixedstaffel in jedem Rennen eingesetzt. Mit zwei sechsten und zwei zehnten Plätzen beendete sie jedes Rennen in den Top10 und damit auf einem konstant hohen Niveau. Trotzdem blieb ihr ihre große Hoffnung, eine Einzelmedaille, verwehrt. Auch weil sie im Massenstartrennen mit Materialfehler am Stock wertvolle Zeit verlor.[2] Wesentlich besser verlief jedoch das Staffelrennen. Als Startläuferin setzte sie die Konkurrenz in der Loipe mit schnellen Laufzeiten bereits zu Beginn des Rennens unter Druck, nach zwei Fehlschüssen im stehenden Anschlag und den daraus resultierenden manuell nachzuladenden Patronen übergab sie mit lediglich 12,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze auf Franziska Preuß, die den Abstand weiter auf 9,3 Sekunden verkürzte. Vanessa Hinz an der dritten Position setzte sich mit nur einem Schiessfehler gegen die Konkurrenz durch und schickte Laura Dahlmeier mit über 30 Sekunden Vorsprung auf die Staffel Rußlands ins Rennen. Diese beendete das Rennen mit einem komfortablen Vorsprung von über einer Minute auf die Mannschaft aus Frankreich und sorgte damit drei Jahre nach dem Erfolg bei der Heim-WM in Ruhpolding für eine Medaille einer deutschen Damenstaffel.

Die Saison beendete sie auf dem fünften Gesamtrang. Dies war das bis dato beste Ergebnis ihrer Karriere und zudem ein wichtiger Beitrag zum Gewinn des Nationenweltcups durch die deutsche Damenmannschaft.

 Franziska Hildebrand, Östersund 2015

Schon im dritten Rennen der Saison 2015/16 erreichte sie das Podest mit einem dritten Platz in der Verfolgung von Östersund. Am 11. Dezember 2015 konnte sie im Sprint in Hochfilzen ihren ersten Weltcupsieg feiern und stand gemeinsam mit Maren Hammerschmidt auf dem zweiten und Miriam Gössner auf dem dritten Platz auf dem Podium. In der anschließenden Verfolgung errang sie den vierten Platz und durfte somit das erste Mal in ihrer Karriere das rote Trikot tragen. Gemeinsam mit Maren Hammerschmidt, Vanessa Hinz und Franziska Preuß belegte sie in der Staffel den zweiten Rang und stand damit erneut auf dem Podium. Beim Sprint in Pokljuka erreichte sie mit den dritten Platz erneut das Podium. In das Jahr 2016 startete sie mit ihrem zweiten Weltcupsieg im Sprint in Ruhpolding. Aufgrund dieses Ergebnisses errang sie erneut das rote Trikot, dieses Mal als Führende im Sprintweltcup. Ein weiterer zweiter Platz folgte eine Woche später beim Massenstart, ebenfalls in Ruhpolding. Beim Weltcup im kanadischen Canmore belegte sie nach starken Windböen und der daraus resultierenden fünf Schiessfehlern nur den 43. Rang, hatte allerdings zum ersten Mal in ihrer Karriere die schnellste Laufzeit in einem Einzelrennen. Nach einem fünften Platz im Massenstart gewann sie gemeinsam mit Franziska Preuß, Arnd Peiffer und Simon Schempp die Mixedstaffel. Beim Weltcup im US-amerikanischen Presque Isle startete sie nicht, sondern bereitete sich in Deutschland auf die Weltmeisterschaften vor.

In der gleichen Aufstellung wie in Canmore – aber mit Franziska Preuß als Startläuferin – gewann sie mit der Mixedstaffel die Silbermedaille bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2016 im norwegischen Oslo. Nach einem zehnten Platz im Sprintrennen verbesserte sie sich im Verfolgungsrennen bis auf den vierten Platz und verfehlte die Medaillenränge um wenige Sekunden. Im Einzelrennen wurde sie Zehnte, im Staffelrennen gewann sie gemeinsam mit Franziska Preuß, Maren Hammerschmidt und Laura Dahlmeier hinter den Mannschaften aus Norwegen und Frankreich die Bronzemedaille. Im letzten Rennen der Weltmeisterschaften, dem Massenstart, wurde Hildebrand 14. und beendete damit das einzige Rennen der Wettkämpfe nicht in den Top-10.

Wie auch im Vorjahr beendete sie die Saison auf Rang 5 und war damit erneut beste Deutsche im Gesamtweltcup. Die deutsche Damenmannschaft gewann erneut die Nationenwertung und sicherte sich zudem den Sieg im Staffelweltcup.

Biathlon-Weltcup-Platzierungen

Die Tabelle zeigt alle Platzierungen (einschließlich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften).

  • 1.–3. Platz: Anzahl der Podiumsplatzierungen
  • Top 10: Anzahl der Platzierungen unter den ersten zehn (einschließlich Podium)
  • Punkteränge: Anzahl der Platzierungen innerhalb der Punkteränge (einschließlich Podium und Top 10)
  • Starts: Anzahl gelaufener Rennen in der jeweiligen Disziplin
  • Staffel: inklusive Mixed-Staffel
Platzierung Einzel Sprint Verfolgung Massenstart Staffel Gesamt
1. Platz    2     7 9
2. Platz    1    1 4 6
3. Platz    1  1   4 6
Top 10 9 11  8  64 21 55
Punkteränge 12 37 28 19 21 117
Starts 13 43 35 19 21 131
Stand: 27. März 2016
Quelle Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Franziska_Hildebrand